Samstagsspaziergang statt Montagsspaziergang

Goldener Herbst, Samstag 10.oo Uhr, die ehemalige Käseschänke am nördlichen Ende von Kleinwaltersdorf scheint wieder geöffnet zu haben, denn etwa 20 interessierte Einwohner verspeisen genüsslich Käse und genehmigen sich so früh schon einen Kräuterlikör dazu. So fröhlich beginnt eine Wanderung durch das Dorf, zu der die Ortschronisten des Freiberger Stadtteils am 23.10. eingeladen hatten. Endlich sollten nämlich die 16 Informationstafeln an historisch bedeutsamen Häusern würdevoll „eingeweiht“ werden. Schon vor einem Jahr waren diese zwar bereits fertiggestellt, aber Corona verhinderte das kleine Einweihungsfest …

Die 9 Mitglieder des Ortschronistenvereins hatten viel Zeit investiert in die Recherche, in das Verfassen von Texten und das Sichten von geeigneten Fotos bis hin zum Tüfteln über die technische Umsetzung und schließlich das Aufstellen der Tafeln, das dann dank einiger großzügiger Sponsoren und einer Fördersumme des Kulturamtes der Stadt Freiberg realisiert werden konnte.

Nach einem Jahr nun wurden die Informationstafeln von den Spaziergängern noch einmal gründlich betrachtet und die Texte vorgelesen, daraus resultierend entspann sich so manches interessante Gespräch über Vergangenheit und Gegenwart des Dorfes. An einigen Stationen gab es auch kulinarische Überraschungen passend zu den vorgestellten Gebäuden. Daran erfreute sich auch besonders die jüngste Teilnehmerin, die mit ihrem Laufrad die Wanderung absolvierte. Für alle anderen ging es über 3 km zu Fuß bis ans südliche Ende von Kleinwaltersdorf und nach sehr interessanten und köstlichen 150 Minuten erreichte man die letzte Station, das Waldcafé. Bei wärmender Kürbissuppe und nicht enden wollenden Gesprächen klang der gelungene Vormittag aus.

Die Mitglieder der Ortschronisten hoffen nun, dass viele die Tafeln betrachten, sich daran freuen und dadurch den Ort besser kennenlernen. Weitere Tafeln sind übrigens in Planung. Außerdem wurde die Idee geboren, jedes Jahr einen solchen Samstagsspaziergang zu wechselnden Themen von den Ortschronisten anzubieten.

An der „Kulinarischen Dorfwanderung“ 2022 nahmen 50 interessierte und begeisterte Wanderer teil. Und auch 2023 organisieren die Chronisten eine solche Veranstaltung zum Thema „Eine Auswahl der größten und ältesten Hofstellen im Dorf“.

Die Ehrfurcht vor der Vergangenheit und die Verantwortung gegenüber der Zukunft geben fürs Leben die richtige Haltung. (Bonhoeffer)

Auch in diesem Sinne finden sich die Ortschronisten von Kleinwaltersdorf regelmäßig zusammen, um Vergangenes zu entdecken, niederzuschreiben und auch bekannt zu machen. So kann manches in unserem Dorf Geschehene helfen, das Jetzige besser zu verstehen und möglicherweise die Zukunft zu gestalten. Aber auch das Gegenwärtige haben sie immer im Blick und alle wesentlichen Ereignisse der jetzigen Zeit werden festgehalten.

So arbeiten die Ortschronisten schon viele Jahre, denn bereits 1987 wurde auf staatliches Geheiß ein ehrenamtlicher Ortschronist bestellt, Das war damals Johannes Richter. Später kamen weitere Mitstreiter hinzu und Walter Hänig übernahm die Leitung des Vereins Ortschronisten und Heimatfreunde Kleinwaltersdorf e.V. Seit 2013 leitet Waltraud Götze die Gruppe der Ortschronisten, der z.Zt. folgende Kleinwaltersdorfer angehören: Jutta Haubold, Matthias Lessig, Barbara Liebschner, Reinhold Marski, Petra Merkel, Elke Schwarz, Rolf Simon und Carla Grämer. Ehrenamtlich verbringen sie viel Zeit damit, bestimmte Forschungsthemen zu bearbeiten. So entstand 2013 eine kleine Chronik unseres Dorfes (Festschrift zur 800-Jahrfeier), die wesentliche Stationen von den Anfängen Ende des 12. Jahrhunderts bis in die Gegenwart zusammenfasst und anschaulich macht.

Die Projekte Kleine Leute ganz groß – Lebensgeschichten aus Kleinwaltersdorf und Häuser erzählen Geschichte(n) werden z.Zt. noch weiter bearbeitet und sollen einmal als Broschüre erscheinen.

Jedes Jahr wählen die Ortschronisten ein Thema, um es den Einwohnern und Gästen beim Altweibersommer in einer Ausstellung zu präsentieren. So konnte man in den vergangenen Jahren viel erfahren über die Themen Schule in Kleinwaltersdorf, Geschichte des Rittergutes, Handwerk und Gewerbe der vergangenen 100 Jahre, Kirche und Kirchgemeinde,  Waltersbach, besondere Kleinode im Dorf u.a.m. Aber auch um die Nachforschung und dann um die Vervollständigung einer Namensliste der im 2.Weltkrieg umgekommenen Einwohner auf einer Tafel in der Kirche bemühten sich die Mitglieder des Vereins.